In der Nachkriegszeit wurde in der Geschichtsschreibung über den Widerstand gegen das NS-Regime den Frauen meist eine eher passive Rolle als Mitwissende zugestanden. Das Bild korrigiert nun der Journalist Ludger Fittkau mit einem Portrait über die Gewerkschafterin und Sozialdemokratin Käthe Kern (1900 – 1985). Sie gehörte zum engsten Kreis um Wilhelm Leuschner. Verdienstvoll ist Fittkaus Darstellung auch, weil er weitere Frauen aus Leuschners Umfeld einbezieht.
Käthe Kern war in einem sozialdemokratischen Elternhaus in Darmstadt aufgewachsen, begegnete Leuschner, als er 1920 zum Generalstreik gegen den Kapp-Putsch mobilisierte. Kern beruflich und politisch in der Heimvolkshochschule Tinz und der Akademie der Arbeit qualifiziert, arbeitete ab 1925 als Assistentin in der Führung des Allgemeinen Freien Angestelltenbundes in Berlin, von 1928–1933 war sie Leiterin des Frauensekretariats der SPD. Zeitweise führte sie das Reichstagsbüro von Leuschner. Nach der Machtübernahme durch die Nazis konnte sie als Sekretärin im Preussag-Konzern arbeiten. In ihrer arbeitsfreien Zeit war sie Teil des Widerstands-Kreises um Leuschner; ein Netzwerk mit vielen kleinen Zellen verbunden über Knoten. Eine derartige Knotenfunktion übte Käthe Kern über Jahre hinweg aus. Ausführlich beschreibt Fittkau die Entwicklung bis zum Umsturzversuch 1944.